Honig

 

Honig, dickflüssige, zuckerhaltige Lösung, die von Honigbienen produziert wird und als Futter für deren Larven sowie als Wintervorrat dient. Der durch Arbeiterinnen gesammelte Nektar wird in deren Honigblase mit körpereigenen Substanzen aus den Speicheldrüsen versetzt und in den Waben gespeichert, wo er durch Wasserverdunstung heranreift. Bienen müssen zur Herstellung von einem Kilogramm Honig mehrere Millionen Blüten besuchen.

Viele Tiere wie Bären und Dachse brechen Bienennester auf und ernähren sich von dem darin enthaltenen Honig. Manche Blattläuse und andere Pflanzensaft saugende Insekten erzeugen als Honigtau bezeichnete, kohlenhydratreiche Ausscheidungsprodukte, die ebenfalls zur Honigbereitung von Bienen aufgenommen werden.

Bienenhonig besteht zu etwa 80 Prozent aus Fructose, Glucose und anderen Zuckern. Daneben enthält er rund 17 Prozent Wasser sowie verschiedene Enzyme, Proteine, Mineralstoffe und Vitamine. Geruch, Geschmack und Farbe des Honigs hängen von seinem Alter und von der Herkunft des Nektars ab. Bei Lagerung kristallisiert der Zucker aus. Zur Verflüssigung darf Honig nicht über 50 °C erhitzt werden. Durch Hefegärung wird aus Honig, Wasser und Gewürzen Met (Honigwein) hergestellt. Honig besitzt eine entzündungshemmende Wirkung.
Die süße Himmelsmedizin

Von Honig, Met und anderen Honigprodukten

Die Liebe ist süß. Ein erotisch geliebter Mund schmeckt nach Honig. Das Sexualleben des Menschen wird mit dem der Bienen erklärt. Honig, Süße und Bienen werden von alters her mit dem Reich der Erotik, mit den Gefühlen der Liebe und der Sexualität in Verbindung gebracht. Einer der Gründe für dieses Assoziationsmuster ist die Tatsache, dass Honig zu allen Zeiten und von allen Völkern auch als Aphrodisiakum und Potenzmittel angesehen wurde.

Honig und andere Bienenprodukte haben seit der Steinzeit einen festen Platz in der Geschichte der Menschheit. Honig war nicht nur der erste Süßstoff, er war auch Ausgangsbasis für alkoholische Getränke. Wenn Honigwasser in Gärung gerät, heißt das Endprodukt Met oder Honigwein. Met war in allen frühen Kulturen der Alten und der Neuen Welt bekannt. Er war meist heilig und wurde nur bei religiösen oder rituellen Anlässen getrunken. Oft wurde dabei eine rituelle Trunkenheit oder ein göttlicher Rausch angestrebt. Der Met war den Göttern geweiht; er wurde ihnen geopfert und durfte nur zu ihren Ehren getrunken und allein von Priestern, Schamanen oder Medizinmännern gebraut werden. Die Herstellung von Met ist recht einfach. Dazu wird Honig in frischem Wasser gelöst und der Gärung überlassen. Sie setzt gewöhnlich schon nach einigen Stunden ein und ist je nach Mischungsverhältnis rasch beendet. Mitunter werden dem gärenden Gebräu noch weitere Zutaten beigefügt. Oft waren es halluzinogene Nachtschattengewächse, die dem Met zu einer besonderen Stärke verhalfen. In Amerika brauten die Maya-Indianer ihren Met mit der Rinde eines berauschenden Baumes (Lonchocarpus violaceus) oder legten eine Kröte (Bufo marinus) in den Trank, wodurch ihr DMT-haltiges Gift (siehe dazu auch grow! 05-02) dem Rausch eine psychedelische Komponente verlieh. Berühmt ist auch der Met der Germanen, der mit "bitteren Kräutern" - vermutlich Bilsenkraut (Hyoscyamus niger) und Sumpfporst (Ledum palustre) - gebraut wurde. In der Edda werden verschiedene Sorten von Met, die unterschiedlich wirken, beschrieben. Met verhilft zu göttlicher Dichtkunst und ekstatischer Verzückung. Dieser Met war aber Wotan/Odin, dem Gott der Ekstase, vorbehalten. Manche Metsorten verliehen den Berserkern ihre Wut und Kraft. Ebenso konnte der mit Kräutern gewürzte Met den Liebesmüden zu neuem Leben verhelfen. Dass Met ein gutes Aphrodisiakum abgibt, ist leicht verständlich. Er versammelt in sich die guten Eigenschaften des Honigs, enthält den erregenden Alkohol und ist mit manchen Alkaloiden gewürzt. Bilsenkraut-Met soll die besten aphrodisischen Wirkungen haben. Auch die Verbindung von Honig(wein) mit Kokosnuss ist sehr wirkungsvoll. Der berühmte Weltreisende Ibn Battuta (1304 bis 1377) sang in seinen Reiseberichten ein überschwengliches Loblied auf die aphrodisischen Eigenschaften eines derartigen Gemisches: "Zehn Tage, nachdem wir uns in Calicut eingeschifft hatten, erreichten wir glücklich die Insel Dibat-el-Halal. Sie liegt inmitten zahlreicher anderer Eilande, und alle sind von braven Moslems bewohnt. Aus Honig und Kokosmilch bereiten sie eine Art Met, der ihnen im Verein mit gewissen Fischen, die sie hauptsächlich genießen, eine einzigartige, bei allen anderen Völkern nicht anzutreffende Manneskraft verleiht. Die Einwohner dieser Insel vermögen bei ihren Ehefrauen Erstaunliches, aber auch ich, ein Fremdling, wurde dieser Kräfte teilhaftig. Ich hatte, solange ich auf diesen Inseln weilte, vier rechtmäßige Frauen, und war täglich für jede von ihnen bereit, besuchte jedoch überdies noch jene meiner Konkubinen, die gerade an der Reihe war - und das achtzehn Monate lang." Diese Geschichte ist sicherlich übertrieben, hat aber einen wahren Kern: Eine Diät aus Honig, Kokosmilch und Fisch ist bestimmt der allgemeinen Gesundheit und damit auch dem Sexualleben zuträglich. Honig gilt spätestens seit der Antike als wunderbares Allheilmittel und universelles Antidot. Honig wurde entweder rein oder in Wasser oder Wein gelöst eingenommen. Es wurden aber auch äußerliche Applikationen, etwa bei Kopfschmerz oder Impotenz, empfohlen. Eine besondere Kraft hatte der Honig als Heilmittel bei Magen-Darm- Krankheiten, bei denen weder Magen noch Dünndarm Nahrung absorbieren konnten. In solchen Fällen wurde der Honig durch ein Klistier eingeführt. Dioskurides zählt die in der Antike bekannten medizinischen Eigenschaften des Honigs auf: "Er hat säubernde, eröffnende, die Feuchtigkeit hervorlockende Kraft; deshalb eignet er sich zum Eingießen in schmutzige Geschwüre und Fisteln. Gekocht und aufgelegt verbindet er getrennte Körperteile, heilt, mit Alaun gekocht und eingerieben, Flechten, auch Brausen und Schmerzen in den Ohren... Eingerieben tötet er auch Läuse und Wanzen. Diejenigen, welche die Vorhaut verloren haben, wenn dies nicht von der Beschneidung herrührt, stellt er wieder her, wenn die Vorhaut, am besten nach dem Bade, dreissig Tage mit Honig eingeweicht wird. Er entfernt auch die Verdunkelungen an der Pupille, heilt ferner als Mundspülung und Gurgelmittel Kehlkopf-, Mandel- und Schlundmuskelentzündungen. Er treibt den Urin, hilft bei Husten und den von der Schlange Gebissenen." (II, 101) Galen (131 bis 200 n. Chr.) empfahl den Honig ganz allgemein als Kräftigungs-, Potenz- und Verjüngungsmittel. Für Plinius war der Honig eine "Himmelsmedizin". Ähnlich hoch wurde der Honig in der arabischen, später der islamischen, aber ebenso in der indischen Medizin angesehen. Immer und überall wurde er gleichzeitig als Aphrodisiakum benutzt, bei den Indern häufig äußerlich. Dann wurde er auf die Genitalien aufgetragen oder einmassiert. Etwas Honig auf die Klitoris sollte die Lust am Cunnilingus fördern. Es gibt viele verschiedene Arten von Honig - je nachdem, von welchen Pflanzen die Bienen Pollen gesammelt haben. Über die Pollen verändert sich auch die Heilwirkung des Honigs.

Ah Muzen Cab, der "Honigsammler", war der Bienengott der Maya, der nach Büchern des Jaguarpriesters die Welt erschaffen hat. Im Maya ist das Wort für Welt und Honig dasselbe. Der Bienengott war auch der Schutzherr des Honigs der stachellosen Bienen und des daraus bereiteten Mets (Balche`). (Codex Tro-Cortesianus)

Außerdem nimmt er einen spezifischen Geschmack und Geruch an. Bestimmte Honigsorten werden gezielt zur Behandlung verschiedener Krankheiten angewandt: Quendelhonig bei Husten, Lavendelhonig bei Nierenbeschwerden, Lindenhonig bei Erkältungen usw. Vom Rosmarinhonig, der vornehmlich aus der Provence stammt, heißt es, er sei ein wirksames Potenz- und Kräftigungsmittel. Sowohl als Heilmittel als auch als

Aphrodisiakum ist besonders der wilde Honig begehrt. Das gilt zum einen für den mexikanischen Honig der wilden stachellosen Bienen, der aus der Selva Lacandona kommt (miel virgen), zum. anderen für Su kung, wilden Honig aus den Provinzen Ti-ch'iang und Kuan Chang. In einem chinesischen Kräuterbuch heißt es, der unbehandelte, wilde Honig habe die Eigenschaft, "den Willen zu stärken, die Last des Körpers leichter zu machen und Hunger und Altersschwäche zu verbannen."

Nicht nur Honig wird als Aphrodisiakum benutzt, sondern auch Bienenprodukte. Die Callahuaya-Indianer Boliviens sammeln wilden Honig. Dazu pressen sie die Waben aus und sammeln den herausfließenden Honig ein. Der Rückstand wird poqe genannt. Er wird als Heilmittel bei Unfruchtbarkeit, Impotenz und Zeugungsunfähigkeit eingenommen. Vermischt mit Maté (Ilex paraguariensis) und Oregano (0riganum vulgare), kocht man daraus einen aphrodisischen Tee. Vielen Bienenprodukten wird eine lebensverjüngende oder -verlängernde Kraft zugeschrieben. Besonders in Asien ist die Suche nach derartigen Lebenselixieren verbreitet. So wurde schon früh das Bienenwachs als Mittel gepriesen, das den Alterungsprozess aufhält, die Potenz und Liebesbereitschaft steigert und alle körperlichen und geistigen Fähigkeiten belebt. Ein noch stärkeres Mittel sind aber die Bienenpollen. Sie sollen täglich gegessen werden und sorgen dafür, daß der Körper gesund und kräftig bleibt und sich nach ausgiebiger erotischer Lust sehnt. In den letzten Jahren haben auch in den westlichen Ländern viele Menschen begonnen, Bienenpollen regelmäßig einzunehmen - mit mehr oder weniger Erfolg. Die heilenden und vorbeugenden Kräfte sind unbestritten. Wohl werden die aphrodisischen Eigenschaften öffentlich belächelt, insgeheim aber doch genossen. Das kostbarste Bienenprodukt ist das Gelée royal. Es ist dies ein Saft, der von den Bienen zwischen dem sechsten und zehnten Lebenstag aus einer speziellen Futtersaftdrüse am Kopf ausgeschieden wird. Mit diesem Futtersaft - der Muttermilch sozusagen - werden die Bienenlarven drei Tage lang gefüttert. Danach müssen sie mit Honig und Pollen vorlieb nehmen. Nur die Larve, die später zur Bienenkönigin werden soll, wird über längere Zeit, ja ausschließlich, mit dem Gelée Royal gefüttert.

Felszeichnung eines mit psychedelischen Pilzen dekorierten Bienengottes aus der südlichen Sahara (etwa 3500 v. Chr. ; Tassili Plateau, Südalgerien). Die Pilze wurden zur Konservierung in Honig eingelegt und rituell verspeist. (Zeichnung von Kathleen Harrison McKenna)

Dieses Königinnenfutter ist nur sehr schwer zu gewinnen. Die entsprechenden Techniken sind erst jüngeren Datums. Das Gelée Royal ist sehr licht-, wärme- und feuchtigkeitsempfindlich. Es muss in wasserfreier, dunkler Umgebung bei niedrigen Temperaturen aufbewahrt werden. Gut hält es sich in Honig oder in alkoholischen Auszügen. Es gibt auch neuere Gefriertrocknungsverfahren. Die medizinische und gesundheitsorientierte Literatur ist voll von Berichten über die phantastischen medizinischen Wirkungen des Gelée Royal. Es soll unter anderem bei Arteriosklerose, Alterserscheinungen, Verdauungsstörungen, Gewebeschwund, Hautkrankheiten und Drüsenstörungen heilend wirken. Ebenso ist es oft als Heilmittel bei Impotenz oder Frigidität beschrieben worden. Viele Menschen, besonders Testpersonen, haben festgestellt, dass ihre sexuellen Kräfte bei einer kurmäßigen Anwendung des Bienenfutters zunehmen. Bei wissenschaftlichen Versuchen hat sich gezeigt, dass die Spermaproduktion durch das Gelée Royal angeregt und gesteigert wird. Dadurch verstärkt sich die Libido, und das sexuelle Interesse nimmt allgemein zu.